Abstracts Benutzertreffen Fibreshape 2013
Auswertung von µ-CT Bildern mit Fibreshape für die Messung von Faserorientierungswinkeln in cellulosefaserverstärkten Polylactid (PLA) Verbundwerkstoffen
Nina Graupner & Prof. Dr. Jörg Müssig, Hochschule Bremen
Abstract
Die
vorgestellten Arbeiten beschäftigen sich mit der Messung von
Faserorientierungswinkeln in cellulosefaserverstärkten Polylactid
(PLA) Verbundwerkstoffen. In einer Studie, die durch Bax und Müssig
(2008) bezüglich der Zug- und Schlagzähigkeitseigenschaften an
spritzgegossenen Flachs- und Cordenka/PLA-Verbundwerkstoffen mit
Fasermasseanteilen zwischen 10 und 30 % durchgeführt wurde, wurde
davon berichtet, dass die Zugfestigkeit mit einem steigendem
Fasermasseanteil von 10 auf 30 % steigt. Auffällig war, dass eine
Verstärkung von 10 % Flachsfasern zu einer geringeren Zugfestigkeit
im Vergleich zu der unverstärkten PLA Matrix führte. Um dieses
Phänomen aufzuklären wurden im Rahmen der hier vorgestellten
Versuchsreihen weitere Analysen durchgeführt. Die Prüfkörper
wurden auf ihre Faserorientierungswinkel und Porenanteile untersucht.
Dafür wurden dreidimensionale µ-CT Aufnahmen mit
Synchrotonstrahlung am Deutschen Elektronen Synchroton (DESY)
aufgenommen (Graupner et al., 2011). Derartige Volumenbilder können
für glas- oder carbonfaserverstärkte Verbundwerkstoffe mit einer
speziellen Software (MAVI – Modular Algorithms for Volume Images,
software version 1.4, Fraunhofer ITWM, Kaiserslautern, D) bezüglich
ihrer Faserorientierungswinkel ausgewertet werden. Um repräsentative
Ergebnisse zu gewährleisten, ist es jedoch erforderlich, dass die
Fasern über einen einheitlichen Durchmesser verfügen und eine
zylindrische Querschnittsform aufweisen. Um individuelle Fasern
vermessen zu können, dürfen die Fasern sich zudem nicht in einem
Voxel berühren. Da keine dieser Voraussetzungen für die
cellulosefaserverstärkten PLA-Verbundwerkstoffe zutreffend war,
wurde eine Messmaske der Fibreshapesoftware (Version 5.1.1, IST AG,
Vilters, CH) so modifiziert, dass es gelang Faserorientierungswinkel
an einzelnen zweidimensionalen Aufnahmen zu bestimmen. Ergebnis
dieser Untersuchungen sind Häufigkeitsdiagramme in Abhängigkeit vom
Faserorientierungswinkel. Für den 10 % Flachs/PLA-Verbundwerkstoff
konnte gezeigt werden, dass die durchschnittlichen
Faserorientierungswinkel im Vergleich zu anderen untersuchten
Werkstoffen deutlicher von der Längsachse der Prüfkörper
abweichen. Da ein Einfluss von Poren ausgeschlossen werden kann, wird
die geringere Vorzugsorientierung der Fasern in dem 10 %
Flachs/PLA-Verbundwerkstoff maßgeblich für die geringe Festigkeit
verantwortlich gemacht.
Fasermorphologiebestimmung mittels FibreShape im Spritzgussbereich
Katharina Albrecht & Prof. Dr. Jörg Müssig, Fakultät 5 – Bionik, AG Biologische Werkstoffe, Hochschule Bremen
Abstract
Durch
das gestiegene Umweltbewusstsein wird auch das Interesse an der Nutzung
von Nachwachsenden Rohstoffen immer stärker. In der Automobilindustrie
spielen vor allem Konzepte zur Senkung der CO2-Emission eine große
Rolle. Neben neuen Antriebskonzepten und reibungsminimierenden Maßnahmen
spielen auch biobasierte Werkstoffe eine immer größere Rolle.
Naturfaserverstärke Kunststoffe sind auf Grund ihrer geringen dichte
eine attraktive Option: Leichtbau lässt sich hier auf exzellente Weise
mit Nachwachsenden Rohstoffen realisieren. Um auch die Crash-Sicherheit
gewährleisten zu können, sind numerische Simulationen von
Naturfaserverstärkten Spritzgussbauteilen unabdingbar. Um die
Simulationen evaluieren zu können, sind genaue Charakterisierungen der
Fasern notwendig.
Im Rahmen der vorgestellten Arbeiten wird die
Analyse der Morphologie von Hanf-, Flachs- und Kenaffasern gezeigt.
Hierbei liegt besonderes Augenmerk auf dem Einfluss des Compoundierens
und Spritzgießens auf die Fasermorphologie.
Granulate mit 30%
Fasermasseanteil und Polypropylene wurden für jeden Fasertyp mit einem
Doppelschneckenextruder am Institut für Biokunststoffe und
Bioverbundwerkstoffe an der Hochschule Hannover hergestellt. Weiterhin
wurden in Hannover von jedem Granulat Platten (30 x 16 x 3,2 mm3)
spritzgegossen. An der Hochschule Bremen wurden die Naturfasern mit
Hilfe eines organischen Lösungsmittels, Xylol, aus den Granulaten und
Platten herausgelöst. Die extrahierten Fasern wurden auf Diarahmen (40 x
40 mm²; Gepe, Zug, Schweiz) präpariert und mit einem Canon Scanner CS
4000 (Canon, New York, USA) mit einer Auflösung von 4000 dpi
eingescannt. Zur Bestimmung von Faserbreiten und –längen wurde die
Software FibreShape 5.03 (IST AG, Vilters, Schweiz) verwendet.
Standardmasken, die für 4000 dpi mit 8 IWTO Wollstandards kalibriert
sind, wurden für die verschiedenen Fasertypen angepasst.
Die Einflüsse des Compoundierungs- und Spritzgussprozess auf die Faserlänge und –breite werden in diesem Vortrag aufgezeigt.
Das
Projekt „Werkstoff- und Fließmodelle für naturfaserverstärkte
Spritzgießmaterialien für den praktischen Einsatz in der
Automobilindustrie“ wird gefördert vom Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV; Förderkennzeichen:
22005511) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR).
Projektpartner sind Ford Forschungszentrum Aachen GmbH, Aachen; IAC
(International Automotive Components), Ebersberg; LyondellBasell,
Frankfurt; Kunststoffwerk Voerde Hueck & Schade GmbH & Co. KG,
Ennepetal; Simcon Kunststofftechnische Software GmbH, Würselen; M-Base
Engineering + Software GmbH, Aachen; University of Wisconsin-Madison,
Madison; Fachhochschule Hannover, Hannover; Technische Universität
Clausthal, Institut f. Polymerwerkstoffe u. Kunststofftechnik,
Clausthal; Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und
Systemzuverlässigkeit LBF, Darmstadt.
Ermittlung der Längenverteilung von rezyklierten Carbonfasern mittels Fibreshape
Dr. Holger Fischer, Faserinstitut Bremen e.V.
Abstract
Carbonfaser verstärkte Kunststoffe
werden in wachsenden Mengen industriell eingesetzt. Bereits jetzt gibt
es ein starkes Aufkommen an Verschnittabfällen der textilen Halbzeuge
und an End-of-life Abfällen (kompletten CFK-Bauteilen). Die daraus
erzeugten C-Faserrezyklate sind entweder direkt aus Verschnittresten
oder Restspulen gewonnenes Material, oder aber Fasern, die erst durch
Pyrolyse wieder aus Verbundbauteilen herausgelöst wurden.
Dementsprechend können die Materialien je nach Herkunft in ihrer
mechanischen Qualität noch der Neuware entsprechen, oder aber durch den
Prozess stark degradiert sein.
Essentielle Voraussetzung für die Weiternutzung dieser Rezyklate in hochwertigen Anwendungen ist aber die Entwicklung geeigneter Methoden zur Analyse, um die Güte und Homogenität dieser Materialien beurteilen zu können. Dabei kommt zur Analyse der Längenverteilung das System Fibreshape zum Einsatz. Der Vortrag beschreibt (1) die Entwicklung der Probenpräparation, um gefahrlos C-Fasern in normaler Laborumgebung analysieren zu können, (2) die Analyse der Längenverteilung von Rovingabschnitten und Einzelfilamenten mittlerer Länge, sowie (3) die Analyse der Längenverteilung von Kurzfasern.
Aufgrund der extrem unterschiedlichen Materialarten mit Längen von >10 cm (Rovings) bis hin zu extremen Kurzfasern von <100 µm mussten unterschiedliche Auflösungen und Messparameter zum Einsatz kommen, die die exakte Charakterisierung der jeweiligen Substanzklasse ermöglichen. Die erzielten Ergebnisse machen die Notwendigkeit der Charakterisierung deutlich. Viele der untersuchten Proben weichen stark von den Nennwerten der Hersteller ab. Im Bereich der qualitativ hochwertigen geschnittenen Rovings sind kleinere Varianzen festzustellen, die nur durch die Bildanalyse nachzuweisen und reproduzierbar zu quantifizieren sind.
Eine Weiterentwicklung der Methodik ist geplant, um unter Verwendung eines Mikroskops noch zusätzlich die Feinheit zu erfassen. Die Methode ist jedoch bislang nicht validiert.
Erfahrungen
und Herausforderungen bei der Charakterisierung von gemahlenem
Hanffasermaterial aus einem innovativen Bereitstellungs- und
Verarbeitungsverfahren
Gesine Wallot & Dr. Hans-Jörg Gusovius
Abstract
Seit einigen Jahren wird am ATB an der
Entwicklung und Implementierung eines neuartigen Verfahrens zur
Bereitstellung und Verarbeitung von feucht konservierten Faserpflanzen
gearbeitet. Der wesentliche Prozessschritt bei der Verarbeitung des
(nach Auslagerung noch naturfeuchten) Rohstoffes umfasst eine
zweistufige Partikelzerkleinerung mittels Extrusion sowie Zerfasern in
einer Scheibenmühle.
Im Rahmen der Beschreibung sowie Optimierung der
genannten Verfahrensschritte ist die Partikelcharakterisierung ein
wesentliches Element. Bereits seit einigen Jahren kommt dabei im
Wesentlichen das System FibreShape® zum Einsatz.
Im Gegensatz zu
anderen Anwendungsbereichen dieses Systems stellt das im ATB erzeugte
Fasermaterial hohe Anforderungen an Versuchsdurchführung zur
Partikelcharakterisierung. Folgende Herausforderungen sind zu nennen:
- repräsentative Probenahme bei teilweise sehr inhomogenem Probematerial (incl. „Faserstaub“)
- Realisierung einer Vereinzelung der Fasern (Faseragglomerate)
- Morphologie der Faserbündel resultierend in teilweise transparenten Abspleissungen
- große Spannweiten der Faserlänge bzw. Faserbreite
Basierend auf den Diskussionen und Erfahrungen seit dem letzten
Nutzertreffen sollen Lösungsansätze erneut vorgestellt und diskutiert
werden. Einer der Schwerpunkte ist dabei die Definition von zu
ermittelnden Kennwerten in Bezug auf den späteren Anwendungsbereich der
Fasern.
Bildanalyse im Gehirn
Georg Schmid, Vilters, Schweiz
Abstract
In image analysis the recognition of the different
specimen is required before a particular model of measurement can be
applied. The task of recognizing objects reliably and quickly is one of
the brains greatest achievements and one of computer science biggest
failures. What is the state of the art in computerized object
recognition? What does the brain do differently? Finally, what are the
next steps of development in Fibreshape with the functioning of the
brain as a model? While answering these questions we shall learn the basics of understanding and learning in the brain.